US-Notenbank zieht die Schrauben an, Jahresausblick 2022
Chart der Woche
Die Grafik zeigt die Höhe der Bilanzsumme der Notenbanken der USA, Europa, Japan und China. Insbesondere die Europäische Notenbank (ECB, blau) und die US Notenbank (FED, rot) haben in der Pandemiezeit die Bilanzsumme massiv erhöht.
Warum das wichtig ist:
Um die Wirtschaft vor schlimmeren Auswirkungen zu bewahren, haben die Notenbanken die Zinsen stark reduziert und die Bilanzsumme ausgeweitet. Die Bilanzsumme wurde mehrheitlich durch den Aufkauf von Obligationen am Markt erhöht, aber auch mit sehr günstigen Krediten an die Geschäftsbanken. Diese Unterstützung der Wirtschaft nennt man auch lockere (oder in dem Fall, ultra lockere) Notenbankpolitik.
US-Notenbank zieht die Schrauben an.
Die Zeit der ultralockeren Geldpolitik ist nun vorbei. Im Dezember hat die US Notenbank angekündigt die Expansion der Bilanz massiv zu reduzieren, und bis Ende März den Kauf von Obligationen einzustellen. Damals wurde erwartet, dass die Notenbank dies erst im Juni 2022 einstellt. Mittlerweile gehen die meisten Marktteilnehmer von 2-3 Zinserhöhungen bis Ende 2022 aus:
Diese Woche nun kam der nächste Hammerschlag. Es wurden die Gesprächsnotizen der US-Notenbanksitzung vom Dezember veröffentlicht. Daraus ist ersichtlich, dass nicht nur die Obligationenkäufe eingestellt werden sollen, sondern auch die Bilanzsumme reduziert werden soll. Das wäre dann ein Strategiewechsel von einer (ultra) lockeren zu einer restriktiven Geldpolitik innert nur weniger Monate. Selbst die pessimistischen Marktteilnehmer haben dies erst für Ende 2022 erwartet. Die Aktienmärkte haben dann auch entsprechend nach unten korrigiert.
Ein Wechsel von einer lockeren zu einer restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank bedingt auch eine Anpassung der Anlagepolitik in den meisten Anlageportfolios. Es ist davon auszugehen, dass die Europäische Notenbank auch bald einen ähnlichen Schritt vollziehen wird.
Jahresausblick
Normalerweise erwarten die Leser nach dieser Überschrift klare Prognosen wie sich die Börse im nächsten Jahr verhalten wird. Üblicherweise machen wir das auch, aber in der aktuellen Pandemiezeit ist alles anders. 2020 und 2021 haben die Notenbanken so stark in die Finanzmärkte eingegriffen wie noch nie zuvor. Die grosszügigen Unterstützungspakete der Staaten kamen noch dazu.
Dies führte dazu, dass sich die meisten Staaten so stark verschuldet haben wie das sonst nur nach einem Weltkrieg der Fall war.
Die Grafik zeigt die Höhe der Staatsverschuldung in Relation zum Bruttoinlandprodukt (GDP) von den Industriestaaten /blau) und den Entwicklungsländer (rot). Die Verschuldung ist mittlerweile höher als nach dem zweiten Weltkrieg.
Verschiedene Studien zeigen zudem, dass ca. 1/3 aller Covid-Unterstützungsgelder in die Finanzmärkte geflossen sind, was einer der Hauptgründe für die sehr gute Rendite fast aller Märkte 2021 war.
Unsere Prognose ist, dass die Gesellschaft lernen wird mit COVID zu leben. Die Notenbanken werden 2022 die ultra lockere Geldpolitik einstellen und beginnen die Zinsen zu erhöhen. Die Staaten werden ihre in der Krise gewährten Kredite wieder zurückfordern. Bisher sehen wir ein selten hohes Wirtschaftswachstum und es kann sein, dass die Wirtschaft diese Drosselungsmassnahmen unbeschadet überstehen kann. Aber dies nur wenn die Notenbanken und Staaten den Umschwung weise und langsam vollziehen.
Und genau darum ist aktuell keine Vorhersage möglich. Die Notenbanken gehen relativ koordiniert vor und sprechen sich mit den Notenbanken der anderen Länder ab, auch wenn sie manchmal einen eignen Weg gehen. Bei den Staaten ist es anders. Politische Mehrheiten können zu Entscheidungen führen, die weder mit anderen Ländern noch mit den Notenbanken koordiniert sind. Hier eine Prognose zu machen, welches Land wie weise reagieren wird ist fast nicht möglich. Die Massnahmen der Staaten haben das Potential einen Crash an den Finanzmärkten herbei zu führen.
2022 werden die Schwankungen an den Börsen daher höher liegen als 2021. Man wird einige Male pro Jahr seine Anlagepolitik ändern müssen und bereit sein müssen seine Anlagepolitik anzupassen.
2020 und 2021 waren die Jahre für neue Geschäftsmodelle im digitalen Bereich. Die Aktien dieser Firmen konnten zeitweise über 300% zulegen.
Der Chart zeigt einen Index der von Goldman Sachs erstellt wurde und alle Technologieaktien enthält, die ein innovatives Geschäftsmodell haben, aber noch nie einen Gewinn erzielt haben. Dazu gehören bekannte Firmen wie Uber, Pinterest, Spotify oder Slack.
Wir glauben an das Comeback der Qualitätstitel. Dies sind Aktien mit einem bewährten Geschäftsmodell, dass seit Jahren schöne Gewinne abwirft. Die Zeit für Firmen, die nur Luft und Hoffnung verkaufen, dürfte schwer werden. Bisher war Kapital um diese Verluste zu finanzieren einfach zu haben und fast gratis. Mit den nun steigenden Zinsen wird das immer schwerer.
Eine der wichtigsten Punkte, die auch die Grundlage für die Notenbankpolitik sein wird, ist die Inflation:
Die Grafik zeigt, wie stark die Inflation 2021 zugenommen hat, aber auch, dass die meisten Marktteilnehmer erwarten, dass sich die Inflation 2022 wieder massiv reduzieren wird. Wir sind da skeptischer. Die Produktionsketten sind nach wie vor völlig aus dem Lot:
Die Grafik zeigt einen Index von JPM der die Lieferzeiten misst. Je tiefer der Index desto länger sind diese. Eine kleine Erholung ist in Sicht, aber es wird noch mindestens ein Jahr dauern, bis die Produktionsketten wieder im Lot sind.
Ein ebenso wichtiger Punkt für die Inflation, ist die Arbeitslosigkeit und wenn diese tief ist, steigen die Löhne:
Die Grafik zeigt die Arbeitslosigkeit (lila) und die offenen Jobs in Millionen in den USA. Die Zahl der offenen Jobs ist höher als die Zahl der Arbeitslosen Menschen. Dazu kommen noch die zum Teil fehlenden Qualifikationen der Arbeitssuchenden.
Aufgrund der Lieferkettenproblematik und der Arbeitsmarktsituation in den USA gehen wir aktuell von einer höheren Inflation aus, als die meisten Marktteilnehmer.
Um sich vor einer hohen Inflation zu schützen gibt es zwei Möglichkeiten. Anlage in Sachwerte und Gold. Die prominentesten Sachwerte für ein liquides Portfolio sind Aktien. Die Obligationenquote sollte in einem solchen Szenario möglichst tief gehalten werden.
Bei den Aktienanlagen bevorzugen wir Qualitätstitel und Substanzaktien. Firmen die Marktführer in einem Bereich/Nische sind, haben auch die Möglichkeit die Preise zu erhöhen, wenn die Inflation anhält.
Die Grafik zeigt die Sektorengewichtung in den Länderindizes (oben) und in den Value/Growth Indizes (unten).
Um die oben skizzierte Strategie umzusetzen und weniger auf Technologie, sondern auf Konsum- und Industrietitel zu setzen, muss der US-Aktienmarkt eher untergewichtet und der Europäische Aktienmarkt übergewichtet werden. Zudem finden wir diese Titel eher im Value als im Growth-Bereich. Etwas problematisch in den Value-Indizes ist der hohe Anteil an Banken. Hier werden wir Value-Strategien suchen, die diesen Sektor eher untergewichtet haben.
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