Chart der Woche
Die Grafik zeigt wie stark die US-Notenbank bisher Staatsanleihen und MBS (Mortgage Back Securities) zurück gekauft hat. Mit dieser Aktion hat sie bis Oktober 2021 jeden Monat die Märkte mit USD 120 Milliarden versorgt. Mit November begann dann der Rückzug und die Unterstützung hätte jeden Monat um USD 15 Milliarden reduziert werden sollen. Am Freitag nun, hat die US-Notenbank angekündigt ab Januar 2022, die Geschwindigkeit des Rückzugs zu verdoppeln.
Warum das wichtig ist:
Die Inflation in den USA bleibt nach wie vor hoch. Die Notenbank muss bald die Zinsen erhöhen können. Die Zinsen zu erhöhen und gleichzeitig die Märkte mit neuen Geld zu versorgen wäre, wie wenn ein Autofahrer gleichzeitig auf die Bremse und das Gas tritt. Die Massnahme bedeutet damit, dass die US-Notenbank die Zinsen viel früher erhöhen wird als bisher angenommen. Die meisten grossen Banken erwarten nun, dass die Zinsen 2022 mindestens drei Mal erhöht werden!
US-Notenbank zieht die Schrauben an.
Mit der Pressekonferenz am Freitag wird eine neue Phase an den Aktien- und Obligationenmärkten in den USA und damit auch weltweit eingeleitet. Ein Wendepunkt. Die Phase der tiefen Zinsen und der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank, um die negativen Folgen der Covid-Krise abzufedern ist definitiv vorbei.
Bei den Obligationenmärkten ist die Lage klar. Die Zeit von 30 Jahre sinkenden Zinsen ist vorbei. Es wird in absehbarer Zeit keine Kapitalgewinne mit Obligationen geben. Wenn ein Anleger eine Obligation nicht von der Zeichnung bis zur Rückzahlung behält muss er mit einem Abschlag von 5-20% rechnen wenn er frühzeitig verkaufen will.
Wie werden sich die Aktienmärkte in diesem veränderten Umfeld entwickeln? Die Grafik oben zeigt die durchschnittliche Wertentwicklung des S&P 500 seit 1955 in solchen Phasen an (blaue Linie). Dies ist ein Durchschnittswert, die Bandbreite ist jedoch relativ hoch (grau schattierte Fläche).
Von 365 Tage vor der ersten Zinserhöhung bis ca. 250 danach, steigen die Aktienmärkte mehrheitlich weiter an. Falls die Notenbank die Zinsen am 17. März das erste Mal erhöht sind wir 87 Tage vor der ersten Erhöhung, erfolgt diese erst am 16. Juni sind es 179 Tage.
Dieses Verhalten der Aktienmärkte ist fundamental und logisch erklärbar. Höhere Zinsen sind zwar für die Aktienmärkte eine schlechte Nachricht, wenn aber die Wirtschaft sehr gut läuft werden diese schlechten Nachrichten durch sehr gute Firmenergebnisse aufgewogen.
In der historischen Betrachtung sind die Notenbanken tendenziell zu spät mit der ersten Zinserhöhung. Dies basiert auf der Angst eine zu schwache Wirtschaft in eine zweite Rezession zu schicken. Das würde jedem Notenbankpräsident den Job kosten. Der Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung muss sehr vorsichtig gewählt werden.
Ist die erste Zinserhöhung durch, haben die Notenbanken die Tendenz zu schnell die Zinsen ansteigen zu lassen. Deshalb folgt in der Regel ca. 200 Tage nach der ersten Zinserhöhung eine längere Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten.
Auch wenn die Aktienindizes weiter steigen kommt es in solchen Phasen meist zu massiven Umschichtungen.
Diese haben bereits begonnen. Seit einigen Wochen schichten Anleger aus zyklischen Titeln in defensive Werte um. Wir gehen davon aus, dass die Umschichtungen noch weiter andauern werden.
Alle Anlagen, die bisher von tiefen Zinsen profitiert haben, dürften nun eine schwere Zeit haben. Gerade Firmen die sich bisher mit billigem Geld finanziert haben und bisher keine Gewinne gemacht haben, dürften es von nun an schwer haben. So sind Aktien von Beyond Meat (-70%), Game Stop (-72%) oder Virgin Galactic (-75%) schon sehr stark eingebrochen.
Solide Qualitätsaktien, mit einem seit Jahren funktionierenden Geschäftsmodell und die über Jahre solide Gewinne geliefert hatten, werden jetzt wieder gefragt sein.
Auch wenn die Notenbanken in Europa noch viel zurückhaltender sind, werden sie sich dem Sog der US-Politik nicht entziehen können.
Die aktuelle Situation führt dazu, dass aufgrund der höheren Zinsen in den USA, der USD steigt, da mehr Anlagegelder in die USA fliessen. Die Grafik oben zeigt eine aktuelle Taktik der grossen Banken. Sie erhalten billiges Geld der EZB und legen sie in der Fed Reserve Repo Facility an, wo sie höhere Zinsen bekommen. Die EZB dürfte dies nicht mehr lange zulassen, kann dies aber faktisch nur verhindern, wenn die Differenz der Zinsen in den USA und Europa nicht zu hoch ist. Da auch in Europa die Inflationszahlen hoch sind, wird auch die EZB die Zinsen bald erhöhen müssen.
Bitcoin: Massive Angebotsverknappung lässt auf Rallye hoffen
Der Cryptomarkt ist gleichzeitig der am meisten anonymisierte, wie aber auch der transparenteste Markt, den es gibt. Es ist in der Blockchain klar ersichtlich, wer welchen Bitcoin erstellt hat und wer ihn seit dem in seinem Besitz hatte. Der Username ist bekannt, aber nicht wer sich dahinter verbirgt. Diese Transparenz ist verblüffend. So ist zum Beispiel klar ersichtlich, dass der User 12ib7dApVFvg82TXKycWBNpN8kFyiAN1dr, der momentan USD 1.7 Milliarden in Bitcoins besitzt, aktuell den Block Nummer 654039 hält. Dieser Block (oder Teile davon) wurde bereits 2232 Mal gehandelt.
Aufgrund solcher Daten wurde berechnet, dass 78% aller Bitcoins die bisher erstellt wurden nicht liquide sind, bzw. von langfristigen Investoren gehalten werden. Die Besitzer sind meist Anhänger des Bitcoins der ersten Stunde. Vieles sind Computer-Freaks mit einer stark anarchistischen Einstellung. Der Bitcoin wurde von Satoshi Nakamoto geschaffen um eine Alternative zu den Notenbanken zu schaffen, die mit dem Drucken von immer mehr Geld das System am Ende selber zerstören. Er wollte eine Währung schaffen, die nicht von Regierungen manipuliert werden kann und wo ein User völlig anonym bleiben kann. Zu Beginn kursierte das Withepaper fast nur in Hacker- und Anarchisten-Kreisen. Die User der ersten Stunde misstrauen zentralen Strukturen zutiefst und halten daher ihre Bestände zum grössten Teil in Cold-Wallets.
Es gibt drei Arten Bitcoins aufzubewahren:
- Auf den Marktplattformen wie Coinbase auf denen man sie gekauft hat. Es kommt aber immer wieder vor, dass solche Plattformen gehackt werden und die Bitcoins der User gestohlen werden. Da diese Börsen oft in Orten wie den Caymen Inseln domiziliert sind und es keinen Kundenschutz gibt, ist bei einem Diebstahl alles verloren. Der letzte solche Vorfall ereignete sich am 2. Dezember 2021.
- Soft Wallets: Die Bitcoins werden auf dem eigenen PC gespeichert und mit Passwort geschützt. Da die PCs mit dem Internet verbunden sind, kann auch der gehackt und die Bitcoins gestohlen werden. Oder man vergisst sein Passwort wie der User hier, der nicht mehr auf seine Bitcoins im Wert von USD 240 Millionen zugreifen kann.
- Hard Wallets: Die Bitcoins werden auf einem PC oder USB-Stick gespeichert der nicht mit dem Internet verbunden ist. Falls man diese Speicher verliert oder das Passwort vergisst sind sie für immer unbrauchbar. Es wird vermutet, dass dies für ca. 10% aller Bitcoins zutrifft.
Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus für die Märkte ziehen?
Ein kurzfristiger Spekulant, der in einer Woche mit Bitcoin viel Geld verdienen will, wird seine Bitcoins auf dem Marktplatz belassen. Ein User der sie langfristig halten will, verschiebt sie auf eine Cold-Wallet. Wenn also grosse Bitcoinbesitzer (sogenannte Wale) wie 12ib7dApVFvg82TXKycWBNpN8kFyiAN1dr mehr Bitcoins kaufen und diese in Cold-Wallets transferieren ist das ein sehr positives Zeichen für den Markt. Und genau das geschieht aktuell:
Der Chart zeigt auf wie viele Bitcoins in den Händen von langfristigen Anleger sind (rote Linie). Man sieht klar die sehr hohe Korrelation mit dem Bitcoin Preis (schwarze Linie). Im Mai 2021 kam es zu einer grösseren Korrektur beim Bitcoin weil langfristige Anleger ihre Gewinne realisiert haben. Aber in der aktuellen Korrektur bauen langfristige Anleger ihre Positionen massiv aus.
Diese Aktivität hat eine zusätzliche Auswirkung. Für Bitcoin gibt es keinen zentralen Markt sondern viele, die nicht miteinander Verbunden sind. Es können nur die Bitcoins auf Binance gehandelt werden, die User auf dem Marktplatz Binance halten. Und diese Bestände nehmen drastisch ab:
Der Chart zeigt die gesamten Bitcoin Bestände der Marktplätze an (blaue Linie). Im Mai 2021 transferierten langfristige Anleger ihr Bitcoins von den Cold-Wallets zu den Marktplätzen, um sie zu verkaufen. Aktuell geschieht genau das Gegenteil.
Immer mehr Bitcoinbesitzer glauben an den langfristigen Erfolg und die Wertsteigerung und transferieren ihre Bitcoins in Cold-Wallets. Neuen Käufern steht also ein immer kleiner werdendes Angebot zur Verfügung. Was wir aktuell sehen ist eine massive Angebotsverknappung, die den Bitcoin bald nach weit oben katapultieren könnte.
Kritiker mögen einwenden, dass wir aktuell eine massive und schamlose Manipulation des gesamten Bitcoinmarktes durch die Wale sehen. Ich glaube nicht an eine abgesprochene Aktion aber die Struktur des Marktes ist so, dass jeder Wal im eignen Interesse so handelt. Schlussendlich ist es das, was den Markt für viele so attraktiv macht. Enorme Risiken aber auch enorme Chancen. Dennoch fordern viele mehr Regulierung. Dies würde zwar die Risiken minimieren aber auch die Chance auf grosse Wertsteigerungen. Aber dazu mehr in einem späteren Marktbericht.
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