Ölpreis zeitweise wieder auf Vorkriegslevel
Chart der Woche
Der Chart zeigt die Entwicklung des Ölpreises der letzten 12 Monate. Nach einem sehr starken Anstieg zu Beginn der Krise in der Ukraine ist der Preis wieder zurück gegangen. Mit 22.3% war es der stärkste Wochenrückgang seit der Ölpreis gemessen wird.
Warum das wichtig ist
Die grösste Auswirkung des Krieges in der Ukraine auf die Weltwirtschaft ist der starke Anstieg der Energiepreise. Die Preisbewegung hat das Potential die ganze Weltwirtschaft in eine Rezession zu werfen. Ein Rückgang des Ölpreises sorgt für eine Beruhigung und vermindert die Gefahr einer Rezession.
Aktuell sind jedoch immer mehr Stimmen zu hören, man müsste die Sanktionen gegenüber Russland auf den Energiesektor ausweiten. Es ist in der Tat schwer verständlich, warum die Europäische Union harte Sanktionen gegenüber Russland ergreift aber seit Beginn des Krieges pro Tag USD 660 Millionen an Russland für Öl- und Gaslieferungen überweist. Schätzungen gehen davon aus, dass Russland den Krieg USD 1 Milliarde pro Tag kostet. Mehr als die Hälfte wird mit direkten Zahlungen der EU finanziert.
Kommt eine Rezession oder sehen wir übertriebene Angst?
Die Grafik zeigt die Prognosen der Bank JP Morgan für die Inflation (CPI) und Bruttosozialprodukt (GDP) für die nächsten zwei Quartale. Eindrücklich ist, wie im roten Rechteck hervorgehoben, die Veränderung zum Vormonat. Die Inflationsprognose wurde stark nach oben korrigiert und das Wachstum nach unten.
Nach offizieller Leseart gelten zwei Quartale mit negativem Wachstum, als Rezession. Eine der grössten Banken in den USA rechnet also noch in diesem Jahr mit einer Rezession.
Die Grafik zeigt, wie sich die US-Aktienmärkte durchschnittlich seit 1950 nach einer 10% Korrektur entwickelt haben wenn es zu einer Rezession kam (grau) und wenn es zu keiner Rezession kam (schwarz). In blau ist der aktuelle Verlauf der US-Märkte eingezeichnet. Es ist klar ersichtlich, dass die Märkte, selbst wenn es zu keiner Rezession kam, zu stark reagiert haben.
Wir haben deshalb in der letzten Woche, die zu starke Reaktion der Märkte nach unten genutzt um günstig einzusteigen.
Die Übertreibung der negativen Kursbewegungen sehen wir aber nicht nur auf der Aktienseite, sondern auch bei Obligationen.
Wenn die Wirtschaft gut läuft, so sind die kurzfristigen Zinsen tiefer als die langfristigen Zinsen. Man spricht von einer positiven Zinskurve. In einer Rezession sind oft die kurzfristigen Zinsen höher als die langfristigen Zinsen. Man spricht dann von einer negativen Zinskurve. Bewegt sich die Wirtschaft von einer Hochkonjunktur zu einer Rezession, bewegt sich die die Zinskurve von einer positiven zu einer negativen Ausrichtung. Man spricht dann im ersten Schritt von einer Verflachung der Zinskurve.
Die obige Grafik zeigt genau diesen Prozess auf. Sie zeigt auf, wie stark sich seit 100 Tagen vor der ersten Zinserhöhung die Zinskurve normalerweise verflacht hat (grüne Linie) und wie die aktuelle Marktbewegung (violette Linie) einzuordnen ist.
Die aktuelle Verflachung der Zinskurve geht stark über das normale Verhalten der Obligationenmärkte hinaus. Auch hier ein Indiz, dass es sinnvoll sein kann jetzt wieder Obligationen zu kaufen.
Bei aller Euphorie günstig einzusteigen, sollte man sich aber die folgende Börsenweisheit in Erinnerung rufen: "Never catch a falling knife". Ein herunterfallendes Messer sollte man nicht im Flug auffangen, sondern warten bis es am Boden liegt und man es gefahrenlos aufheben kann.
Das Messer ist aktuell wohl immer noch in der Luft und fällt. Eine erste Tranche kann man jetzt bereits investieren aber für "All In" ist es wohl noch etwas zu früh.
Die folgende Grafik untermauert diese Vermutung:
Die Grafik zeigt das Resultat einer Umfrage der Bank of America bei allen grossen institutionellen Anleger. Der negative Wirtschaftsausblick (hellblaue Linie) ist noch negativer als nach dem Covid-Schock und fast so negativ wie nach dem Kollaps der Bank Lehman Brothers, was die Finanzkrise ausgelöst hat.
Gleichzeitig ist aber auch ersichtlich, dass die Übergewichtung von Aktien nach wie vor hoch ist (dunkelblaue Linie) und nicht mit der negativen Haltung zur Wirtschaftsentwicklung übereinstimmt. Dies wird sich in den nächsten Wochen angleichen. Die Erwartungen dürften etwas weniger negativ ausfallen aber nach einer ersten Erholung sind weitere Verkäufe von Aktien von grossen institutionellen Anleger nicht ausgeschlossen.
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